Übersicht
Sekundarschule Lugano-Besso, Sekundarschule Stabio
"Che RAZZA di spettacolo!"
(Wörtlich: Was für ein Theater!)
Dreizehn MittelschülerInnen gingen im Mai 2003 im Kanton Tessin mit einem Theaterstück auf Tournee, das sie zusammen mit drei TheateranimatorInnen zum Thema "Intoleranz" und "Rassismus" selbst erarbeitet hatten. Insgesamt 700 Jugendliche und Erwachsene haben die Theatervorführung besucht. Das Stück bestand aus verschiedenen Sketches und Szenen, in denen eigene Alltagserfahrungen dargestellt und reflektiert wurden. Im Mittelpunkt standen z.B. "Ausländer-Witze", unterschiedliche Kleidungsstile und die Unterdrückung der Frau. Eine Schülerin zog Bilanz: "Äusserlich sind wir zwar verschieden, aber im Innern...".

 

Die Initialzündung
Das Projekt wurde von zwei Mittelschulen (Lugano-Besso und Stabio) initiiert und knüpfte an eine bereits laufende Sensibilisierungsaktion an diesen beiden Schulen im Bereich der Rassismusprävention an. Lugano-Besso befindet sich dabei in einem städtischen, Stabio in einem ländlichen Umfeld. Diese unterschiedliche Ausgangslage sollte das gemeinsame Projekt zusätzlich befruchten. Für die drei engagierten TheaterschauspielerInnen stand bei diesem Projekt v.a. die erzieherische Rolle des Theaters im Vordergrund. Die Mitwirkung der beteiligten SchülerInnen von der Entwicklung der Inhalte bis hin zur Aufführung des Theaters war sehr wichtig.

Die Ziele
Mit Hilfe des Theaters sollten eigene Erfahrungen von Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus dargestellt und auch verarbeitet werden. Beim Theaterprojekt steht nicht zuletzt die Körperarbeit im Mittelpunkt: Die eigene Ausdrucksfähigkeit nutzen, in eine (fremde) Rolle schlüpfen, und sich gleichzeitig mit den Rollen und Charakteren der MitspielerInnen befassen. Das Eigene und Anderssein kann im Theater sozusagen am eigenen Leib erfahren und auch vermittelt werden. Durch den Inhalt einerseits, und durch die Ausdrucksform - ein Theaterschauspiel - andererseits sollten sowohl die MitspielerInnen wie auch das Publikum angeregt werden, über Fragen des Selbst- und Andersseins, über Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit nachzudenken und einen eigenen - möglicherweise neuen - Standpunkt zu entwickeln.

Die Anwärmphase
Ab November 2002 fanden im Wochenrhythmus 90-minütige Zusammenkünfte an beiden Schulen statt, an denen sich die interessierten SchülerInnen mit der Thematik auseinander setzten. Sie sammelten z.B. Lieder, Bilder, Gegenstände, Kostüme und setzen sich gleichzeitig mit ihren eigenen Erfahrungen und ihrem persönlichen Hintergrund auseinander: Was hatten sie selbst erlebt? Welche Art von Fremdenfeindlichkeit beobachtet? In welchem Umfeld und Zusammenhang? Hatten sie selbst Vorurteile? Welche? Und weshalb? Was waren positive, was waren negative Erfahrungen? Und wie hatten sie selbst jeweils reagiert?
Angesichts der Komplexität des Themas und des erforderlichen Einsatzes innerhalb des Projektes, zogen sich einige SchülerInnen zurück. Neun SchülerInnen der Schule in Stabio und vier SchülerInnen aus Lugano-Besso machten sich schliesslich mit grossem Engagement zusammen mit drei TheateranimatorInnen an die Umsetzung des Projektes. Sie beschlossen, nicht ein einzelnes Theaterstück, sondern vielmehr eine Reihe von Szenen und Sketches darzustellen, die zu einem grossen Teil auch auf spontanen Improvisationen beruhten.

Die Umsetzung
Nachdem die SchülerInnen sich anlässlich der gemeinsamen Projektsitzungen gegenseitig kennen gelernt und mit der Thematik befasst hatten, bildeten sie Gruppen, die jeweils ein bestimmtes Thema oder eine besondere Situation vertieften. In gemeinsamen Sitzungen wurden anschliessend die in den Gruppen erarbeiteten Inhalte zusammengetragen und unter fachkundiger Anleitung durch die Theaterexpertinnen mit einem dramaturgischen "roten Faden" versehen. Danach folgte die "praktische" Phase: Planen der technischen Mittel, Erarbeiten des Bühnenbildes, Theaterproben und Tourneeplanung.
Die Aufführung zeigte Grundursachen und Mechanismen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf. In provokativer Art und Weise stellten die SchülerInnen Vorurteile und Gemeinplätze dar, die zu rassistischem Verhalten führen. Ein besonderes Augenmerk legten sie dabei auf diskriminierendes und rassistisches Verhalten gegenüber Frauen sowie auf Fragen der Äusserlichkeit (z.B. den Kleidungsstil, der in dieser Altersklasse zentral ist). Äusserliche Unterschiede zwischen den Individuen stellten sie dabei den (häufig übersehenen) inneren Gemeinsamkeiten gegenüber und strichen dabei "den Reichtum der Andersartigkeit" hervor.

Die Kreativen
Das Projekt wurde gemeinsam erarbeitet von 9 SchülerInnen der Mittelschule Stabio, 4 SchülerInnen der Mittelschule Lugano-Besso (dabei eine aus der Sonderschule), sowie 3 Theaterschauspielern.

Die Adressaten
Zielpublikum des Projektes waren einerseits die mitwirkenden SchülerInnen der beiden Mittelschulen Lugano-Besso und Stabio, die sich in einem schwierigen, für die Rassismusproblematik "anfälligen" Umfeld befanden (über 50% Ausländeranteil, viele AsylbewerberInnen, zahlreiche Konflikte mit den ansässigen und häufig besser gestellten Familien Schweizer Herkunft).
Andererseits waren die ca. 700 ZuschauerInnen (Erwachsene und Jugendliche) an den insgesamt sieben Theateraufführungen in ganzen Kanton ein wichtiges Zielpublikum, das sich anlässlich der Theatervorstellung auch mit der angesprochenen Thematik auseinander setzen konnte.

Die Bilanz
Sowohl die mitwirkenden SchülerInnen als auch die drei Theaterfachleute waren vom Projekt begeistert. Einerseits hatte das vertiefte Nachdenken über das Thema Intoleranz/Fremdenfeindlichkeit/Rassismus zur Klärung der eigenen Vorstellungen und Meinungen in diesem Zusammenhang beigetragen. Andererseits führte die Interaktion zwischen den SchülerInnen untereinander und in Zusammenarbeit mit den Theaterfachleuten dazu, dass die SchülerInnen sich selbst quasi in einem "geschützten Raum" (im Theater) in ihrer eigenen und in fremden Rollen erleben und spiegeln konnten. Dass sie sich dabei gegenseitig stark unterstützen, war ein weiterer positiver Punkt.
Die Tournee hat ausserdem einen grossen Zusammenhalt unter ihnen geschaffen und das Selbstbewusstsein der Mädchen gestärkt. Sie konnten Erfahrungen machen, die über das rein Schulische hinausgingen, indem sie an verschiedenen Aufführungsorten mit unterschiedlichen und unbekannten Publika konfrontiert waren. (Vier Aufführungen fanden an Mittelschulen statt; drei weitere in Theatersälen in Lugano, Daro (Bellinzona) und Ascona).
Das grosse Engagement der SchauspielerInnen wirkte sich auch auf die Qualität der Theatervorführungen positiv aus, so dass das Publikum nicht nur vom Inhalt der Vorstellungen, sondern auch vom Enthusiasmus der Schauspielerinnen sehr angetan war. Die Aufführungen wirkten sehr authentisch und glaubwürdig, weil sie auf eigenen Erfahrungen und Überlegungen der Mitwirkenden beruhten. Das Publikum setzte sich v.a. aus Erwachsenen und Jugendlichen zusammen; die in den Stücken verwendete Sprache bewirkte dabei eine starke Identifizierung des jüngeren Publikums mit den dargestellten Persönlichkeiten.
Nicht zuletzt auch die Verantwortlichen der beiden beteiligten Schulen zogen eine positive Bilanz: Die konkrete Zusammenarbeit der beiden Mittelschulen wurde anlässlich dieses Projekts gefördert und verbessert.

Die Finanzen

  • Total Ausgaben: 16'610 Franken
  • Total Einnahmen
    • Schulfonds Stiftung Bildung und Entwicklung: 14'000 Franken
    • Einnahmen Eintritte: 2'005 Franken
    • Deckung des Defizits von 605 Franken durch die Sekundarschule Besso und die Sekundarschule Stabio

Kontakt
Antonello Cecchinato, via Aprica 26, 6903 Lugano Besso, Telefon 091 966 62 02
Alessandra Ardia, Treggia, 6958 Bidogno, Telefon 091 943 65 93
Giancarlo Sonzogni, 6802 Rivera-Soresina, Telefon 091 946 36 88

 
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